Nicht nur Jubel, Trubel, Heiterkeit

 

Der Tag der deutschen Einheit ist zum Feiern da. Feiern wir das Recht, frei uneingeschränkt Denken zu dürfen, ohne unsere Gedanken in ein absolutistisches Bild zwingen zu müssen, und dies ebenfalls frei artikulieren zu können.

Das sollte uns Anlass geben die Möglichkeit zu nutzen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sich Gedanken zu machen, diesen Gehör zu geben und somit die Demokratie auszuleben.

Was wir allerdings in den Gesprächen thematisieren sollten, die wir führen, um die heute vor 28 Jahren Wiedergewonnene Demokratie, zu leben, ist, dass es eben nicht alles Friede und Freude ist.

Die DDR ist nicht nur witzige Trabis, genauso wenig ist sie 50 Pfennig Brötchen. Allerdings ist das der Eindruck, der in jedem Touristenshop im Berlin erweckt wird, während er nebenbei noch versucht dir den Eindruck zu vermitteln es sei völlig in Ordnung und sehr erwünscht etwas was Unmündigkeit, Diktatur und Freiheitsberaubung in form einer T-Shirt Aufschrift auf der Brust prangern zu haben.

Denn die DDR symbolisiert all das, wofür wir dankbar sind, es heute nicht mehr zu haben. Wir sind dankbar selbst entscheiden zu dürfen was wir tun wollen. Unser Potential wird nicht mehr verschwendet, unser Wille nicht mehr untergraben indem aus einem 1,1 Notenschnitt und einer Medizinleidenschaft kein Mechatroniker-Kurs gefüllt wird. Genießen dürfen wir die Freiheit die wir im Gegensatz zu Eltern von Mitschülern, haben, die ihren Lebenstraum aufgrund dessen nie verwirklicht haben.

Vielleicht ist es auch Zeit durch diese Gespräche zu realisieren, dass man ebenfalls gedenken sollte. Gedenken wir den Menschen die keine Gerechtigkeit brauchen, weil das schlichtweg ein zu großes Wort wäre, allerdings die die Ungerechtigkeit nicht besser kennen könnten, durch unbegründete Gefangenschaft die einen vor sich selbst kapitulieren lässt führt ebenfalls gerne mal dazu sein Leben lang in Isolation zu verweilen. Denn nach Jahren, in denen man in einer Zelle eingesperrt war unwissend in welchem Land man sich überhaupt befindet, abgetrennt von Zivilisation, wird nicht der Psychiater helfen der schon im Stasi-Gefängnis für das Trauma verantwortlich war und nun ohne Weiteres seine Praxis um die Ecke eröffnen konnte. Genauso wenig trägt die Tatsache, dass der Vernehmer sich durch die Qualen der Inhaftierten einen Hawaii-Urlaub danach geleistet hat, weil er sowieso keine andere Möglichkeit hatte sein Geld in etwas anderes als Trabis zu investieren, in der Zeit in der die nun freien Menschen komplett hilflos, ohne Nachbetreuung, Selbsthilfegruppen oder ähnlichem, stehen gelassen werden, bei der Abminderung dieses Traumas bei.

Wehren wir uns mit dem Gefühl der Freiheit gegen unzureichende Aufklärung in der Öffentlichkeit, schenken wir dieser Thematik Gehör und bekennen Dankbarkeit, schaffen wir eine bessere Welt, indem wir uns der Geschichte bewusst werden und aus ihr lernen.

 

Kommentar von Angelika Klaus